Die Angst vor der AHV-Pleite wächst

AHV: Jahrelang wurde das Schweizer Sorgenbarometer beherrscht von Themen der Gegenwart: Arbeitslosigkeit, Einwanderung, Gesundheit.
Die Angst vor der AHV-Pleite wächst
Schauen frohgemut in die Zukunft: Wenn nur die Sorge um die AHV nicht wäre.

 Doch 2017, in einem Sprung, rückte die Angst um die Altersvorsorge an die Spitze, wie der «Blick» schreibt.

Das ergab eine Umfrage des Forschungsinstituts GfS Bern im Auftrag der Grossbank Credit Suisse. Für die Studie wurden 1000 Stimmberechtigte in der ganzen Schweiz befragt. 44 Prozent davon nennen die AHV als ihre grösste Sorge. Im vergangenen Jahr waren es noch 28 Prozent.

Die AHV wird zudem auch als dringlichstes politisches Problem bezeichnet. Dieser Bewusstseinsumschwung ist auch eine Folge des Abstimmungskampfes um die Rentenreform 2020. Was in der Umfrage dadurch zum Vorschein kommt, dass sie zwischen dem 26. Juni und 15. Juli 2017 durchgeführt wurde.

Das war genau während des Abstimmungskampfes um die Rentenreform. Während sich deutlich mehr Menschen um die AHV sorgen, ist die Angst vor Arbeitslosigkeit etwas geringer geworden. Die Diskussionen darüber, dass die Digitalisierung Jobs kosten könnte, scheint also im Bewusstsein der Menschen weniger Ängste auszulösen.

Zudem läuft der Wirtschaftsmotor wieder besser. Das führt dazu, dass die Arbeitslosigkeit erstmals seit 2003 nicht mehr die grösste Sorge der Schweizer ist. Vorsorge ist das grosse Thema.

Denn auch die Ausländerproblematik, hinter der Angst vor Jobverlust, schreckt weniger Menschen als noch vor einem Jahr. Dagegen sorgen sich 2017 wieder mehr Menschen um die Themen Gesundheit und Krankenkassen: Über alle Altersgruppen hinweg finden in der CS-Studie 62 Prozent der Befragten, die finanzielle Absicherung im Alter sei in der Schweiz ungenügend.

Ein Drittel lebt nur von der AHV

Keine Überraschung ist das für Bettina Fredrich, Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik bei der Caritas. "Die Gesellschaft wird älter. Falls wir am System nichts ändern, werden künftig mehr Menschen von Altersarmut betroffen sein", sagt sie.

Mit der Pensionierung verdopple sich das Armutsrisiko schon heute. "Sehr viele Frauen, die in ihrem Erwerbsleben nur Teilzeit und im Tieflohnsektor gearbeitet haben, sind von Altersarmut betroffen." Denn ihnen stehe nur das Geld aus der AHV zur Verfügung.

"Insgesamt leben ein Drittel aller Rentnerinnen und Rentner lediglich von der AHV", so Fredrich. Das ist ein grosses Problem, denn schon nach 2020 wird die AHV Verluste schreiben. Aufgrund der künftigen Bevölkerungsentwicklung sieht Professor Martin Eling schwarz: "Ab dem Jahr 2030 dürfte der AHV-Topf ganz leer sein."

Eling forscht und lehrt am Institut für Versicherungswesen der Universität St. Gallen. Er sieht ein weiteres grosses Vorsorgeproblem: "In der Pflege werden grosse Lasten auf uns zukommen", sagt er. Bei längeren Aufenthalten im Pflegeheim schwinden grössere Privatvermögen schon heute wie Pralines auf dem Kaffeetisch.

Die Pflegekosten pro Monat und Person betragen im Schnitt rund 9000 Franken. Bei einem Aufenthalt von drei Jahren sind 324 000 Franken weg. Eling: "Vor allem für die Gemeinden dürften die Kosten massiv steigen." Die Zukunft wird teuer. Guter Rat ist es jetzt auch.


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