"Kaum ein Mann schreibt Frauen ab 50 an"

Anne ist 30 und auf der Suche nach einem potenziellen Ehemann – Barbara ist 57 und nach ihrer Scheidung bereit für eine zweite Liebe.
50plus haben es schwer auf dem Beziehungsmarkt – besonders die Frauen.
50plus haben es schwer auf dem Beziehungsmarkt – besonders die Frauen.

Singles beider Altersgruppen haben es auf dem Partnermarkt schwer, schreibt Nicola Erdmann auf «welt.de».

Wenn Barbara von ihrem Single-Leben erzählt, klingt sie ganz entspannt. Als mache es ihr gar nichts aus, dass sie, wie sie berichtet, so gut wie nie von Männern angesprochen werde. Dabei gehe sie auch alleine aus, aber wenn, dann müsse sie die Männer auf sich aufmerksam machen. Barbara ist 57 Jahre alt, selbstständig als TV-Editorin in Potsdam.

Sie ist seit acht Jahren geschieden, hat zwei Kinder aus einer 25-jährigen Ehe. Ihr Ex-Mann lebt in einer neuen Beziehung, sie ist seit der Scheidung Single. Und auf der Suche nach einer neuen Liebe. Doch weil sie "das ganze Programm", mit Mann und Kindern schon hinter sich habe, könne sie die das Ganze lockerer sehen.

Anders als Anne. Anne ist 30, seit einem Jahr Single, zuvor hatte sie sieben Jahre lang einen Freund. Und jetzt meint sie es ernst: "Ich möchte einen festen Partner, ich möchte heiraten, ich möchte Kinder. Meine Uhr tickt." 

Barbara zählt schon lange zur "alten" Gruppe - die es allerdings nicht unbedingt am schwersten hat. Auch und insbesondere Frauen um die 30 haben ihre Schwierigkeiten. Die auch in der Anspruchshaltung dieser Frauen begründet liegen, die sich mit etwa 30 Jahren stark verändert. Die Online-Partnervermittlung eDarling hat festgestellt, dass die Ansprüche an eine Beziehung bei Frauen zwischen 30 und 50 Jahren am höchsten sind.

Männer halten tendenziell lebenslang ihr Anspruchsniveau. Ab 50 nehmen die Erwartungen der Frauen ab - ihnen bleibt aber auch kaum etwas anderes übrig. "Männer ab 50 sind Mangelware", sagt Single-Berater und Autor Christian Thiel. "Das liegt auch an den rund 1,5 Prozent der Frauen um die 30, die diese Männer abgreifen."

Das Ungleichgewicht, das so entsteht, sorgt also ebenfalls dafür, dass Frauen ab 50 grössere Schwierigkeiten haben, Single-Männer zu finden. Das heisst, so Christian Thiel: "Diese Frauen müssen aktiv werden. Wenn sie im Internet suchen, müssen sie die Männer anschreiben. Ihnen wird, mal ganz hart gesagt, kaum ein Mann von selbst schreiben."

Barbara ist sehr aktiv. Sie unternimmt viel, auch um Männer kennenzulernen. "Ich gehe in Ausstellungen, ins Café, suche auch im Internet." Klappt das? "Nicht wirklich. Obwohl ich mich durchaus als Single zu erkennen gebe, Männer aktiv frage, ob man nicht mal einen Kaffee zusammen trinken gehen möchte. Bestenfalls kommt man ins Gespräch, mehr ist mir noch nicht passiert."

Im Internet sieht es ähnlich aus: "Ich schreibe auch Männer an, die jünger sind, ich will ja auch nicht den buckeligen Glatzkopf." Doch da bekomme sie viele Körbe. "Die Männer schreiben mir teilweise explizit: Du bist zu alt oder zu dick." Anders sieht es für die Männern in ihrem Alter aus. Männer um die 50 nämlich erhalten überdurchschnittlich viele Nachrichten von Frauen, weil sie für eine breitere Altersspanne beim anderen Geschlecht interessant sind.

Ebenso wie Frauen um die 30. Somit wird es für Frauen ab 50 besonders schwer, auch weil mit höherem Alter die Aktivität beim Online-Dating nachlässt, Singles ab 60 weniger präsent sind, obwohl ihre Zahl stark steigt. Anne ist eine dieser Frauen um die 30, die eigentlich viele Nachrichten bekommt. Doch das alleine macht die Partnersuche nicht zum Selbstläufer - wer sie will und wen sie will, das passt nicht unbedingt zusammen.

"Sobald Frauen nicht mehr nach einem Freizeitverbringungspartner, sondern auch nach der Grossen Liebe suchen, wird es schwierig", sagt Christian Thiel. Diese Suche sei die grösste Herausforderung überhaupt im Leben eines Singles. Anne arbeitet in einem mittelständischen Unternehmen in Berlin als Assistentin der Geschäftsführung.

Ihre Ansprüche hätten sich ab 30 tatsächlich stark verändert: "Mit 20 ging es mir darum, ob ich jemanden süss finde - dann wollte ich den haben. Jetzt sind mir seine Werte wichtig oder ob er ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern hat." Genau diese Umstellung müssten viele Frauen sich aktiv bewusst machen, meint Christian Thiel.

Denn mit diesen veränderten Ansprüchen müssten sie sich auch auf andere Männer konzentrieren - und eben nicht mehr die wählen, die primär erotisch anziehend wirkten. "Es geht jetzt um einen anderen Typ Mann", fasst er es zusammen. Und da müsse man noch strengere Kriterien anwenden. Ein eher unpopulärerer Rat. "Aber dann klappt es doch erst recht nicht!", sagt Anne.

Ihre Freundinnen würden ihr stets raten, ihre Erwartungen an den potenziellen Partner zu senken, etwa auch kleinere Männer nicht kategorisch auszuschliessen. Und nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. "Wenn ich gleich sage, dass ich Kinder will, dann ist der doch sofort weg." Aber genau das wäre der völlig falsche Weg, meint Christian Thiel.

"Was will man mit einem Mann, der keine Kinder will, wenn man selbst doch eine Familie gründen möchte?" Er rät daher dazu, alle Wünsche, Ansprüche und Erwartungen explizit zu formulieren - um dann nur diejenigen anzusprechen, die das Gleiche wollen: "Das mögen dann vielleicht nicht viele sein - aber dafür die Richtigen. Wenn man mich fragt, wo der Richtige denn sein soll, lautet meine Standardantwort: im Internet!"

Dass es gerade dort so einfach nicht ist, weiss Anne. "Was ich alleine im vergangenen Jahr mit Männern erlebt habe - darüber könnte ich ein Buch schreiben." Sie sieht das Problem auch darin, dass sie inzwischen "ergebnisorientiert" datet, nicht mehr "rumeiern" möchte. Die Männer in ihrem Alter hingegen schon.

"Bis 30 sind die meisten Männer nicht wirklich bindungsbereit. Männer wollen sich erst binden, sobald die ökonomisch fest stehen. Das ist aber immer später der Fall", erklärt es Christian Thiel. Daher müsse man sie "erwischen", sobald sie zur Familiengründung bereit sind. "Beim Durchschnittsmann ist das ab Mitte bis Ende 30 der Fall. Dann ist er, salopp gesagt, innerhalb von sechs Monaten vom Markt."

Die Bereitschaft der Männer, Kinder zu zeugen, sinke ab 40 wieder ab. "Der 60-jährige Vater ist eine Ausnahme", so Thiel. Der glücklichste Single ist übrigens nicht 30, nicht 60 Jahre alt - es ist die Frau mittleren Alters. Die Partnerschaftsstudie 2015 von Elite Partner belegt, dass Single-Frauen zwischen 40 und 50 sich als überdurchschnittlich glücklich bezeichnen.

"Frauen in den Vierzigern haben die grösste Single-Kompetenz", erklärt es Psychologin Lisa Fischbach. "Jenseits der Familiengründung gelingt es vielen, unabhängig von einem Partner zufrieden zu leben." Sie hätten zudem, anders als Männer, viele enge Freundschaften, aus denen sie Geborgenheit beziehen könnten.

Auch Barbara blühte nach ihrer Scheidung zunächst auf: "Meine Ehe war nicht glücklich, ich habe mich fast darin verloren. Da war ich glücklich, als ich endlich alles machen konnte, wie ich wollte", erzählt sie. Auch hätte sie keinen Druck bezüglich einer Familiengründung mehr gehabt oder Schwierigkeiten, Beruf und Familie zu vereinbaren. "Aber natürlich erschöpft sich dieses Gefühl der Freiheit auch irgendwann. Ich wüsste eine Zweisamkeit inzwischen schon zu schätzen."

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