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Migräne und Kopfschmerzen sind keine Einbildung

In den letzten 20-30 Jahren wurden weltweit Fortschritte auf dem Gebiet der Kopfschmerzforschung gemacht.
Migräne und Kopfschmerzen sind keine Einbildung
Migräne galt lange als psychosomatische Erkrankung (Bild Vinicius on Unsplash)

Diese Bemühungen haben dazu geführt, dass man inzwischen deutlich mehr darüber Bescheid weiss, welche Prozesse im Gehirn eines Migränepatienten vor sich gehen, und dass diese Prozesse organische Ursachen haben.

Migräne galt lange als psychosomatische Erkrankung

In den letzten 20-30 Jahren wurden weltweit Fortschritte auf dem Gebiet der Kopfschmerzforschung gemacht. Diese Bemühungen haben dazu geführt, dass man inzwischen deutlich mehr darüber Bescheid weiss, welche Prozesse im Gehirn eines Migränepatienten vor sich gehen, und dass diese Prozesse organische Ursachen haben.

Früher galt die Migräne eher als «eingebildete Krankheit», die körperlich nicht nachweisbar ist. «Migränepatienten haben lange unter einem Stigma gelitten: ihre Erkrankung wurde nicht richtig ernst genommen und sie wurden - und werden leider teilweise immer noch - als Simulanten abgestempelt», erklärt Privatdozent Dr. med. Gantenbein, Chefarzt Neurologie RehaClinic Region Aargau.

Organische Erkrankung

Eine Situation, die sich in den vergangenen Jahren geändert hat. Dazu beigetragen hat auch die Einstellung der Medizin und der Politik. So zählt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Migräne zu den häufigsten Erkrankungen, welche die Lebensqualität negativ beeinflussen.

Aufgrund des genaueren Verständnisses, welche Prozesse bei einem Migräneanfall im Gehirn ablaufen, ist heute klar, dass es sich bei der Migräne primär um eine organische Störung handelt. «Es zeigt sich, dass bei Migränepatienten der Stoffwechsel im Hirnstamm verändert ist und das Gehirn auch in beschwerdefreien Phasen anders funktioniert», so Herr Dr. Gantenbein.

Auch die Genetik spielt eine Rolle. «Patienten mit Migräne haben mit grosser Wahrscheinlichkeit Familienangehörige, die ebenfalls an Migräne leiden», erklärt der Facharzt.

Migränehirne funktionieren anders

Es konnte nachgewiesen werden, dass die Hirnrinde überempfindlich auf Reize reagiert. Migränepatienten sind deshalb empfindlicher für Sinneswahrnehmungen und Verbrauchen auch mehr Energie für deren Verarbeitung.

«Wir denken, dass es dadurch zu Migräneattacken kommen kann», erklärt Gantenbein. Obschon ein Migräneanfall mit grossen Schmerzen und Leid verbunden ist, bringt diese Überempfindlichkeit auf Sinneswahrnehmungen möglicherweise auch Vorteile mit sich, wie Forschungsresultate nahelegen.

Bei einer so häufigen Krankheit - so seltsam wie es sich auch anhört - kann es fast nicht anders sein. «Es ist zum Beispiel möglich, dass Migränepatienten gewisse Aufgaben besser erledigen oder ihre Empathie-Fähigkeit ausgeprägter ist», weiss Gantenbein.

Ein häufiges Leiden Kopfschmerzen und Migräne sind weit verbreitet und beeinträchtigen oftmals die Lebensqualität der Betroffenen erheblich.
Insgesamt werden heute fast 300 verschiedene Kopfschmerzformen unterschieden. Die Häufigsten lassen sich aber an einer Hand abzählen: Migräne, Spannungskopfschmerzen, Medikamentenübergebrauchskopfschmerzen, Clusterkopfschmerzen und Trigeminusneuralgie.

Die Migräne spielt unter den Kopfschmerzerkrankungen eine besondere Rolle. Knapp 20 Prozent der weiblichen und mindestens 5 Prozent der männlichen Bevölkerung sind davon betroffen. «Migräne tritt anfallartig auf und macht sich durch starke Kopfschmerzen sowie Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Geräusch- und Geruchsüberempfindlichkeit bemerkbar», erklärt Herr Gantenbein.

Neue Therapien zur Basisbehandlung

Botulinumtoxin

In den letzten Jahren etablieren konnte sich die Injektion von Botulinumtoxin bei der chronischen Migräne (15 oder mehr Kopfschmerztage im Monat) und ist unter anderem in Deutschland zugelassen. Die Behandlung verläuft wie folgt:

Es wird den Patienten Botulinumtoxin an 31 Stellen in die Kopfmuskeln gespritzt. Bei rund 50 Prozent der Betroffenen wirkt das Verfahren und zeigt eine dreimonatige Beschwerdefreiheit. In der Schweiz ist die Behandlung allerdings weiterhin nicht gegen Migräne zugelassen.

Antikörper CGRP

In den letzten Jahren wurden von verschieden Pharmafirmen neue Antikörper gegen CGRP („Calcitonin Gene Related Peptide“) oder den CGRP-Rezeptor entwickelt. Seit über 30 Jahren ist bekannt, dass das CGRP in der Entstehung der Migränekopfschmerzen eine wichtige Rolle spielt. Durch die Blockade dieses Systems kann die Migräne behandelt oder verhindert werden.

In der Schweiz sind 3 Substanzen dieser spezifischen Migränetherapie zugelassen. Die Medikamente zeichnen sich v.a. durch die sehr gute Verträglichkeit, aber auch die Wirksamkeit aus. Auf der Minusseite stehen die fehlenden Langzeiterfahrungen, aber v.a. auch der hohe Preis. Der Zugang für die Patienten ist entsprechend limitiert und gewisse Bedingungen (Vorbehandlung mit anderen prophylaktischen Medikamenten etc.) müssen vor dem Behandlungsbeginn erfüllt sein.

Komplementärmedizin kann helfen

Bei Kopfschmerzen aller Art kann neben der medikamentösen Therapie auch dem komplementärmedizinischen Bereich eine Bedeutung zukommen. «Als besonders wirksam haben sich verschiedene Entspannungstechniken sowie die Akupunktur erwiesen», so Gantenbein abschliessend.

Kopfschmerz Takeaways für den Alltag

(in Anlehnung an die Empfehlungen der Schw. Kopfwehgesellschaft, www.headache.ch)

  • Medikamente absetzen, die nichts nützen oder sogar schaden.
  • Noxen kontrollieren (Alkohol, Koffein, Nikotin, etc.).
  • Innere Ökonomie überprüfen (Freizeit, Tagesrhythmus, Selbstbestimmung, Stressmanagement, regelmässige, ausgeglichene Ernährung etc.).
  • Kopfwehkalender führen (möglichst schon 1-3 Monat vor Behandlungsbeginn).
  • Bei Veränderungen der Kopfschmerzen den Arzt aufsuchen.

 

Kontakt: RehaClinic Bad Zurzach, Schmerzzentrum, 056 269 51 51


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