Pflegende Angehörige sind im Alltag häufig überfordert

Wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird, sind es oft Angehörige und Verwandte, die zu Hause Unterstützung leisten.
Die Pflege Angehöriger kann belastend sein.
Die Pflege Angehöriger kann belastend sein. - (Bild von Elisabeth auf Pixabay)

Alltagsaufgaben, denen die pflegebedürftige Person allein nicht mehr nachkommen kann, müssen erfüllt, Arzttermine eingehalten und der Haushalt bewältigt werden. Wie belastend diese Situation für die angehörige Person werden kann, zeigt die Forschungsarbeit "SwissAgeCare-2010".

Motive fürs Pflegen: Liebe, Verpflichtungsgefühl und Geldsorgen

Ab dem 85. Lebensjahr sind mehr als 50 Prozent der zuhause lebenden Menschen im Alltag stark eingeschränkt und hilfsbedürftig. Das sagt die Studie «SwissAgeCare-2010». Zu Hilfe eilen oft Menschen im engsten Familienkreis.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Liebe und Zuneigung sind die am häufigsten genannten Motive – und das ist sehr naheliegend. Fühlt sich jemand im engen Familienkreis nicht mehr fähig, gewisse Aufgaben zu übernehmen, möchten viele, die eine gute Beziehung zu dem Familienmitglied haben, dieser Person unter die Arme greifen.

Was allerdings ebenfalls ein oft genanntes Motiv ist, ist jenes des Verpflichtungsgefühls. Besonders männliche Partner geben an, sich dazu verpflichtet zu fühlen, die Partnerin oder den Partner, die oder der pflegebedürftig geworden ist, zu unterstützen. Aber auch Partnerinnen, Töchter und Söhne geben mit durchschnittlich über 80 Prozent an, von einem Verpflichtungsgefühl motiviert zu sein.

Nicht zuletzt spielen auch Finanzen eine zentrale Rolle in der Entscheidung für die familieninterne Pflege. Eine Mehrheit der Befragten in der Studie geben an, dass die Kosten für eine Pflege ihre Entscheidung, das Familienmitglied selbst zu pflegen, beeinflusst hat.

Der Spagat zwischen pflegen und dem eigenen Leben

Als einfach empfinden pflegende Angehörige ihre Aufgaben jedoch häufig nicht – und das kann emotional ein ziemlich grosser Spagat sein. Auf der einen Seite empfinden viele pflegende Angehörige viel Liebe und Zuneigung für das pflegebedürftige Familienmitglied, ebenso wie ein Gefühl der moralischen Verpflichtung. Auf der anderen Seite entstehen Spannungen, weil die Belastung schnell zu gross wird, und die Vereinbarkeit mit dem eigenen Leben sich schwierig gestalten kann.

Die Forschungsarbeit "SwissAgeCare-2010" besagt, dass pflegende Angehörige zwischen 64 Stunden (Partner und Partnerinnen) und 26 Stunden (Söhne und Töchter) in die Betreuung investieren. Das sei fast doppelt so viel Zeit, wie eigentlich gewollt.

Unter dieser investierten Zeit leiden vor allem die Töchter und Söhne, die oft Mühe haben, die eigenen Verpflichtungen und die Pflegetätigkeit unter einen Hut zu bekommen. Laut der Studie sind ungefähr zwei Drittel der pflegenden Töchter und Söhne berufstätig. Während sich die Pflegesituation bei über 50 Prozent der Söhne überhaupt nicht auf den Beruf auswirke, sehe die Situation bei den Töchtern anders aus: Mehr als die Hälfte der Töchter hätten ihr Arbeitspensum reduziert, und 16 Prozent der Töchter hätten ihren Beruf ganz aufgegeben.

Am stärksten körperlich und psychisch belastet sind gemäss der Studie allerdings nach wie vor Partnerinnen und Partner. Knapp die Hälfte der Partnerinnen spreche von negativen Folgen auf ihre Gesundheit.

Entlastung für Pflegende und Pflegebedürftige

Die Forschungsarbeit "SwissAgeCare-2010" führt vor allem eines vor Augen: Pflegende Angehörige leisten sehr viel. Auf der einen Seite bieten sie viel emotionale und psychische Unterstützung. Auf der anderen nehmen sie sich Haushalts- und Pflegeaufgaben an, die ihre eigenen Kapazitäten, ob physisch oder mental, oftmals überschreiten.

Um das eigene Pensum, sowie die Beziehung zwischen den Familienmitgliedern zu entlasten, ist es daher auf jeden Fall ratsam, externe Hilfe anzunehmen. In der Schweiz gibt es zahlreiche Dienste, wie zum Beispiel Pflegehilfe.ch, die Seniorenbetreuung im eigenen Heim anbieten, und dadurch sowohl Angehörige als auch die Pflegebedürftigen selbst entlasten.

Finanziell gesehen ist dies nicht immer einfach. Doch dank Ergänzungsleistungen, Hilflosenentschädigung, Zusatzversicherungen für Haushaltshilfen sowie einer Steuerabzugsfähigkeit, kann finanzielle Unterstützung angefordert und die Situation neu verortet werden. Wird diese Hilfe schliesslich angenommen, lässt sich der Alltag von sowohl Pflegebedürftigen als auch deren Angehörigen einfacher gestalten.


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