Senioren denken langsam, weil sie so viel wissen

Senioren vergessen und denken langsam. Das ist eine gängige Meinung. Wissenschaftler der Universität Tübingen sehen das jedoch anders.
Alles noch gespeichert – es dauert aber etwas länger.
Alles noch gespeichert – es dauert aber etwas länger.

Senioren denken zwar langsamer, aber nur weil das Gehirn so viel gespeichert hat, schreibt Susanne Hamann.

Das Denkvermögen älterer Menschen lässt nicht etwa nach, sondern wird mit zunehmendem Alter sogar besser - nur eben auch langsamer. Das ergab eine neue Studie der Universität Tübingen, die die Wissenschaftler in dem Fachmagazin "Topics in cognitive sience" veröffentlichten.

Mit Ausnahme von Demenzpatienten würde das Gehirn von Senioren, ähnlich wie bei einer sehr vollen Festplatte, einfach nur länger brauchen um alle Daten zu verarbeiten - und nicht etwa schlechtere Leistungen erbringen, heisst es in der Studie.

Für die Studie simulierten die Forscher das Gehirn mittels eines Computers. Wie sich zeigte, war die "Denkfähigkeit" des Computergehirns bei einer geringen Datenmenge ähnlich schnell, wie die eines jungen Menschen.

Bei einer Datenmenge, die mit den Informationen einer Lebensspanne vergleichbar ist, verlangsamt sich die Rechenleistung des simulierten Gehirns, ähnlich der Denkgeschwindigkeit eines älteren Menschen.

Grund dafür sei, so die Wissenschaftler, dass das Gehirn mehr Informationen auswerten müsse, um zu einer Antwort oder Lösung zu gelangen.

Stellen Sie sich vor, "Sie durchsuchen ein Buchregal mit 200 Büchern und eines mit 20 Büchern - bei welchem finden Sie Ihre Informationen schneller?", erklärt Studienleiter Michael Ramscar dem SWR, warum ältere Menschen langsamer und vergesslicher erscheinen können als jüngere.

Fehlschlüsse würden zudem häufig dadurch entstehen, dass die meisten Studien auf die Denkweise von jüngeren Menschen mit weniger Erfahrung ausgelegt seien, so die Studie. Während Jüngere wenig Probleme haben sich Wortpaare wie "Krawatte" und "Keks" zu merken, hätten Ältere eben schon gelernt, dass diese beiden Dinge eigentlich nicht zusammengehören und könnten sie sich deswegen schlecht merken.


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