Wie Sie sich mit 50 in der Arbeitswelt behaupten

Roboter und smarte Technologien markieren in einer beispielslosen digitalen Revolution einen Wendepunkt in der Arbeitswelt.
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Peter Meierhofer, Outplacement50plus

Während Algorithmen die Arbeitswelt erobern und es im Wertschöpfungsprozess immer weniger Menschen braucht, eröffnen sich für Menschen im mittleren Lebensalter, die sich selbstverantwortlich und mutig weiterentwickeln, ganz neue Perspektiven.

Im von den Autoren Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee veröffentlichten Buch ‚The Second Machine Age‘ wird die heutige Phase als zweite industrielle Revolution und als Wendepunkt in der Arbeitswelt beschrieben. In der totalen Digitalisierung wie beispielsweise in der Musik, bei Landkarten, Filmen, Fotos, Büchern, Autos oder wie bei den Daten von Milliarden von Sensoren in unseren Kühlschränken: Alles lässt sich digital speichern und praktisch ohne Kosten kopieren und verschicken. WhatsApp beispielsweise schafft es, Milliarden von Menschen zu erreichen und braucht dabei fast kein Kapital und nur wenig Arbeit.

Digitale Erfindungen werden sich in Zukunft durch Innovation und Kombination in einem atemberaubenden Tempo multiplizieren. Schon heute kommunizieren Maschinen mehr miteinander als dies Menschen tun: Bankautomaten füllen automatisch ihre Geldbestände auf, Fabriken steuern sich selbstständig, und selbst Übersetzungsdienste und Spracherkennung haben riesige Fortschritte gemacht. Wer beispielsweise mit dem Google-Testauto fährt, kann sich absolut sicher fühlen. Denn neue Technologien können heute weit besser als menschliche Arbeitskraft mit grosser Speicherkapazität riesige digitale Datenmengen zuverlässig verarbeiten. Das heisst ein Computer wird im Strassenverkehr im Zweifelsfall weniger Fehler begehen als ein Mensch.

Durch die grossen Datenmengen wird sich das Wirtschaftsleben rasant beschleunigen. Noch kaum jemand weiss, wohin uns diese Entwicklung bringen wird. Tatsache aber ist, dass erstmals in der Industriegeschichte seit etwa 15 Jahren trotz sehr starker Innovation praktisch kein Wachstum bei den Arbeitsplätzen und Löhnen mehr erfolgt. Arbeitnehmer, die abgebaut werden, werden sehr häufig nicht mehr ersetzt. Menschen ohne spezifisches Know-how werden aus meiner Sicht bald unter dem Kommando von Maschinen arbeiten müssen, wie dies heute schon in Gross-Flugplätzen Realität ist. Was auch alarmiert ist die Entwicklung, dass sich ein immer grösserer Anteil des Volkseinkommens nicht durch tatsächliche Arbeit, sondern durch Investitionen generiert! Statt dass wir für Geld arbeiten arbeitet Geld für uns!

Es ist heute kein Geheimnis mehr, dass sich bestimmte Produkte wie beispielsweise Autos und Kleider billiger durch Roboter herstellen lassen. Auch bezüglich Servicearbeiten gibt es schon heute Robotersysteme, die beispielsweise Botengänge in Spitälern durch fahrerlose Kleintransporter ersetzt haben. So ein Robotersystem führt täglich 2400 interne Transporte durch, ersetzt 82 Vollzeit-Mitarbeiter und spart im Jahr eine Million Euro ein. Bald werden auch die ersten Bewerbungen von Robotern auf unseren Tischen liegen. So kann beispielsweise der Marimba spielende Roboter Shimon, erschaffen am Georgia Institute of Technology, schon auf menschliche Musiker eingehen und improvisieren! Chirurgen? Operationsroboter entfernen präzise die Bauchspeicheldrüse. Ein OP-Roboter macht Bauchspiegelungen. Spielroboter begeistern als Babysitter die Kleinen. Pflegekräfte, Sportreporter, Versicherungsmakler, Köche: Zu fast jedem Job basteln Forscher an einer Roboter. Sogar über Roboter als Tanzlehrer wird bereits nachgedacht. Es gibt zwar auch heute noch Jobs, die sich nur schwer automatisieren lassen, beispielsweise in der Altenpflege. Hier ist die menschliche Arbeitskraft zurzeit noch billiger als ein Roboter. So ist es heute noch wirtschaftlich effizienter, 30.000 Euro pro Jahr für eine ungelernte Pflegekraft auszugeben als einen entsprechenden Roboter zu entwickeln. Auch das kann sich aber ändern. Wo Roboter aber antreten, sind sie ihren industriellen Kollegen aus den Fabriken haushoch überlegen. Sie können sich vielseitig bewegen, die Welt wahrnehmen, auf Menschen eingehen.

Viele Menschen unserer Generation haben jahrzehntelang im gleichen Berufsfeld gearbeitet und zweifelsohne einige Expertise angesammelt. So sind erfahrene Ärzte deshalb so wertvoll, weil sie sich mit vielen Patienten und Krankheiten auskennen. Erfahrene Anwälte wissen genau, welche Informationen vor Gericht wichtig sind und wie man sie beschaffen kann. Leider sind aber Algorithmen sehr gut dazu geeignet, solche Prozesse zu übernehmen. Wenn Sie einen Algorithmus mit Patientendaten oder mit Informationen über einen Gerichtsprozess füttern, dann macht der Computer die Arbeit im Zweifelsfall besser als ein Mensch.

Computer sind schon heute in der Lage, datenbasierte Artikel zu verfassen: Börsennachrichten, Nachrichtenmeldungen, Analysen von Fussballspielen usw. Auch in der Medizin lässt sich ein grosser Anteil der Arbeit automatisieren. In allen Branchen wird die Produktivität durch Software und Maschinen nach oben getrieben. Das heisst auch, dass menschliche Arbeitskraft nicht mehr ausschliesslich die treibende Kraft hinter dem Wirtschaftswachstum ist. Wie also soll der Arbeitsmarkt in Zukunft funktionieren, wenn menschliche Lohnarbeit immer unwichtiger wird? Wird die Anzahl der Jobs weiterhin abnehmen? Werden Menschen künftig andere Arbeiten verrichten?

Wenn es zutrifft, dass immer weniger Menschen im Wertschöpfungsprozess benötigt werden, dann muss bereits unsere Generation 50 plus, die bereits einen unvorstellbaren Überfluss an Gütern und Dienstleistungen erlebt, neue Wege finden, wie sie nachhaltiger mit den natürlichen Ressourcen umgehen kann, als sie es bisher getan hat. Darüber hinaus brauchen Menschen, um am Wohlstand teilnehmen zu können, auch eine neue Erwerbsarbeit. Neben der Arbeit an der Natur entsteht gerade jetzt eine neue Arbeitswelt am und für den Menschen. Bei dieser neuen Arbeit am und für den Menschen geht es aber nicht um Effizienz, sondern um mitmenschliche Zuwendung!

Zwar gibt es zur Zeit Belege dafür, dass hochentwickelte Volkswirtschaften sowohl hochbezahlte Arbeit für Experten als auch einfache Arbeit mit schlechter Bezahlung schaffen können. Die gefährdeten Arbeitsplätze werden laut Experten, diejenigen im mittleren Einkommensspektrum sein. Neue Industrien und Jobs entstehen aber nicht so schnell wie sie sollten. Menschen sollten deshalb schon im mittleren Lebensalter von 40 bis 60 Jahren ihre Selbstverantwortung wieder entdecken und unternehmerisch tätig werden.

Aufgrund der Tatsache, dass laut dem statistischen Bundesamt in Deutschland jährlich 56 Milliarden bezahlte und 96 Milliarden unbezahlte Arbeitsstunden geleistet werden, sollten wir vielleicht die Arbeit generell neu überprüfen, bewerten und mehr wertschätzen. Wenn wir dazu bereit sind, Arbeit als Arbeit am und für den Menschen zu verstehen, können wir die fortschreitende Automatisierung als Befreiung von monotoner und stupider Arbeit begreifen. Warum sollte also nicht schon unsere Generation den Mut aufbringen, eine neue Arbeitswelt zu erschaffen, die Menschen ermöglicht, ein selbstbestimmtes und gesundes Leben zu führen?

In der aktuellen Wettbewerbskultur haben sich die Wettbewerbsfaktoren dramatisch verändert. Immer stärker stehen Beziehungen und das Bewusstsein, sprich die Einstellung und Meinung des Kunden, im Mittelpunkt. Unternehmen werden um Nähe und um intensive Kundenpartnerschaften ringen. Entsprechend wird sich der Wettbewerbsprozess zu soften Faktoren wie Werte, Unternehmensphilosophie, und einer stärkeren Emotionalisierung des Unternehmens und der involvierten Menschen verlagern. Halten Sie dabei Schritt. Ob Sie Ihren Arbeitsplatz noch haben oder bereits einen neuen suchen. Erfinden Sie sich jetzt neu. In meinen nächsten Kolumnen erfahren Sie mehr über die grossen Chancen die sich Ihnen jetzt und heute eröffnen.

Die Kolumne von Peter Meierhofer, lic. oec. HSG, Gründer und Geschäftsführer der OUTPLACEMENT50PLUS GmbH (www.outplacement50plus.com), Pionier der Outplacement-Beratung und Neuorientierung im mittleren Lebensalter, soll Menschen dazu ermutigen, individuelle Lösungen für ihre berufliche Zukunft zu finden.


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