Die störrischen Alten während Corona

65plus haben zusammen mit Vorerkrankten das grösste Risiko, am Corona-Virus zu sterben. Sollen Sie deshalb zuhause bleiben? Unbedingt.
Die störrischen Alten während Corona
Peter Röthlisberger, Partner und Inhaber von 50PLUS, über die Solidarität unter den Generationen.

Wenn sie es nicht freiwillig tun, muss man an ihre Solidarität appellieren. 

Die Szene spielte sich vor wenigen Tagen in der Kleinstadt Adliswil bei Zürich ab: Ein 25-jähriger Mann ist unterwegs zum Lebensmittelhändler. Auf seinem Weg trifft er zwei Frauen um die 80. Die Frauen rufen ihm zu: «Ihr Jungen seid die Verbreiter des Corona-Virus. Ihr solltet zu Hause bleiben. Sonst steckt ihr uns noch an!»

Klar war der junge Mann verblüfft. Und etwas sauer. Nur ist die Sache natürlich kompliziert. Auch Corona liegt im Auge des Betrachters. Eine Frage nach Huhn und Ei. 

Klar wäre die gefährdete Gruppe der 65plus geschützt, wenn alle anderen zuhause blieben. Klar würde die Wirtschaft dann aber komplett kollabieren. 

Aus Sicht der Jungen sind die Alten die Profiteure der Situation. Die bekommen ihre AHV, ihre zweite Säule. Sie spüren im Alltag keine wirtschaftlichen Nachteile. Sie brauchen ihre Komfortzone nicht zu verlassen, verlassen aber ihr zuhause, was wiederum zu schärferen Massnahmen des Staates bei der Corona-Bekämpfung führt.

Die Berufstätigen kämpfen um ihre Existenz. Klein- und Mittelunternehmen verlieren Aufträge, können die Löhne nicht mehr bezahlen, können sich selbst nicht mehr bezahlen. Zum Glück hilft jetzt der Staat.

Was uns zum Standpunkt der 65plus führt. Wieso kann nämlich der Staat überhaupt Kurzarbeit für Arbeitnehmer und Entschädigung für Selbstständige auszahlen? Weil die Babyboomer und vor allem die Generation vor ihnen diesen Staat zur Blüte gebracht haben.

Weil sie die Grundlagen für den Wohlstand geschaffen haben, der es heute ermöglicht, dass in der Schweiz und in Deutschland auch in dieser Krise niemand durch die Maschen fällt.

Es gibt nur einen Weg in dieser Krise: Solidarität unter den Generationen.

Senioren, bleiben Sie zuhause!

Junge, arbeitet! Am Arbeitsplatz, solange es geht. Oder im Home Office. 

Und achtet euch und eure Leistungen gegenseitig. Die Suche nach Sündenböcken ist ein Konzept aus dem Mittelalter.

Die Alten mit einer Ausgangssperre zu belegen, wie es der Kanton Uri im Widerspruch zu übergeordnetem Recht getan hat, ist ein komplett falsches Zeichen. Wer aber als 65plus findet, er hätte ein schönes Leben gelebt und dürfe sich als mündiger Mensch selbst gefährden, wenn ihm danach ist, handelt egoistisch. 

Und ihr Jungen, denkt daran, wer an diesem Virus stirbt: Nicht ihr, sondern die 65plus. Sie haben allen Grund, Angst zu haben. Nicht nur um ihre Freiheit und ihr finanzielles Wohlergehen, sondern um ihr Leben.

Peter Röthlisberger, Partner und Inhaber 50PLUS

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