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Es muss nicht immer Grand Cru sein

Es scheint, dass die Preise für die raren Burgunder Weiss- und Rotweine nur eine Richtung kennen – die steile Richtung nach oben.
Mounir Saouma bei der Arbeit im Weinkeller von Lucien Le Moine
Mounir Saouma bei der Arbeit im Weinkeller von Lucien Le Moine

Für diese Tendenz gibt es verschiedene (und auch berechtigte) Gründe:

So lernten die Winzer in den letzten 20 - 30 Jahren besser mit ihren Rebflächen umzugehen. Sie haben Erträge reguliert und setzen auf naturnahen Rebbau – die Qualität ist insgesamt höher. Die Weine stammen oft von winzigen Parzellen einer Lage. Die Grand-Cru Lage «Clos de Vougeot» (50 Hektar) teilen sich beispielswese rund 85 Winzer. Dazu gab es viele quantitativ unterdurchschnittliche Ernten. So haben die Winzer leider nur 100 oder 1’000 Flaschen pro Lage, die sie anbieten können.

Ein Loblied auf die «kleine» Lage

Entsprechend gesucht sind die meisten Premier- und Grand Crus aus dem Burgund. Längst sind nicht mehr nur die Weine der Domaine de la Romanée-Conti oder Armand Rousseau heiss begehrt. Im Schatten dieser bekannten Lagen gibt es viele noch etwas unbekanntere Regionen, Rebberge und Winzer, die in den letzten Jahren ihren Platz in der Burgunder Weinwelt gefunden haben. Nördlich von Gevrey-Chambertin in Richtung Dijon liegen zum Beispiel die Gemeinden Fixin und Marsannay, Lagen mit ähnlichen Böden wie in Gevrey. Hier haben auch Spitzenwinzer wie die Domaine Trapet oder Méo-Camuzet Rebflächen, die sie bearbeiten. Aber auch ein Newcomer wie Guillaume Tardy aus Vosne-Romanée keltert einen spannenden Fixin «La Place».

Tardy hat aber auch Reben in Nuits St. Georges, einmal in der Premier Cru Lage «Argillas» aber auch in «Bas de Combe». Nicht weit entfernt, rund 500 Meter, liegt der Grand Cru «La Tâche», ein Monopol der Domaine de la Romanée-Conti, der ein Vielfaches vom unbekannteren Nuits-St-Georges kostet. Selbstverständlich kann man diese zwei Weine nicht direkt vergleichen, aber die Wahrscheinlichkeit ein paar Flaschen vom Nuits-St-Georges erstehen zu können sind massiv grösser als vom weltweit gesuchten La Tâche. Eins ist sicher: Starke Emotionen wecken beide Weine. 

Von Trüffelhunden und Grapehuntern

Auf ein fast schon exotisches Erfolgsmodell setzt das Weingut Lucien LeMoine. Dieses besitzt nämlich keine eigenen Reben im Burgund. Gutsleiter Mounir Saouma könnte man daher praktisch auch als eine Art «Trüffelhund» oder «Grapehunter» bezeichnen. Er kennt das Burgund wie wenig andere und ist ständig auf der Suche nach Trauben aus den unbekannteren Spitzenlagen, um daraus Weine zu vinifizieren, die ihr Terroir widerspiegeln und berühren. Interessante Weine sind bei ihm zum Beispiel Chambolle-Musigny 1er cru Les Hauts Doix mit Trauben aus Lagen gelegen zwischen «Les Charmes» und «Les Amoureuses», oder Morey Saint-Denis 1er Cru Les Chaffots, ein Wein aus Trauben oberhalb der Grand Cru-Lagen «Clos Saint Denis» und «Clos de la Roche». Pro Jahr produziert Mounir mit seiner Frau Rotem 30'000 Flaschen Wein, aber das auf 100 verschiedene Premier- und Grand Cru-Lagen verteilt – jeder einzelne Lagenwein ein garantierter Gaumenschmeichler.

Wo man die besten Burgunder-Schätze bekommt

Es gibt sie also, die Trouvaillen und Geheimtipps an der Côte d'Or, vor allem bei Weinhändlern wie dem St. Galler Martel, bei dem im Juni und Juli wieder der Burgunder Jahrgang 2019 angeboten wird. Man braucht etwas Zeit und Geduld, diese Schätze zu entdecken, zu heben und seinen Favoriten unter den unbekannteren Lagen zu küren. Aber sind sie einmal gehoben, werden einen viele amüsante Weingeschichten und magische Weinmomente belohnen. 


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