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Kein Sexleben bei Herzschwäche?
Ein erfülltes Sexualleben ist für Menschen jedes Alters wichtiger Bestandteil einer glücklichen Beziehung. Aber mehr als die Hälfte der Patienten mit Herzinsuffizienz leiden laut einer Studie unter Einschränkungen in dieser Hinsicht.
Dabei ist das meist unnötig. Betroffenen fällt es oft schwer, offen darüber zu sprechen, insbesondere mit ihrem Arzt. Eine ärztliche Untersuchung kann helfen, den Gesundheitszustand zu bestimmen. Auf diese Weise kann der Kardiologe oftmals Ängste nehmen, damit einem erfüllten Sexleben auch mit Herzschwäche im Regelfall nichts entgegensteht.
Etwa 60 Prozent der Patienten mit Herzinsuffizienz klagen in Studien über Problemen oder Einschränkungen in ihrem Sexualleben: Das Lustempfinden sinkt oder die sexuelle Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt; mehr als 80 Prozent der männlichen Herzpatienten leiden unter Erektionsstörungen.
Darunter sind besonders häufig Herzinsuffizienzpatienten. Da ist es kein Wunder, dass viele Betroffene aus Angst vor Überanstrengung komplett auf Intimität verzichten und sich zurückziehen.
Dabei ist das meist unbegründet, sagt Dr. Philipp Nikolai, Oberarzt der Abteilung für Kardiologie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus: "Ein erfülltes Liebesleben ist auch für Golden Ager wichtig. Ein schwaches Herz zu haben heisst nicht, dass man grundsätzlich auf Intimität verzichten muss."
Lieber reden, als verzichten
Über Intimes zu sprechen, ist für viele Patienten ein Tabuthema: "Oft trauen sich Patienten nicht über ihre sexuellen Probleme zu sprechen, weil sie sich schämen. Das gilt insbesondere für das Gespräch mit dem Arzt", berichtet Dr. Nikolai, "Ein Verzicht aus Unsicherheit kann sich jedoch negativ auf die Lebensqualität und die Beziehung zum Partner auswirken."
Das Gespräch mit dem behandelnden Arzt hilft bei Unsicherheiten, auch wenn es Überwindung kostet. Denn er weiss, welche Belastungen Patienten ihrem Herzen zumuten können. Für eine Herzschwäche gibt es zudem verschiedene Behandlungsmethoden, die den Gesundheitszustand des Herzens stabilisieren.
Dazu zählen bestimmte Medikamente, eine operative Behandlung oder auch minimalinvasive Eingriffe. "Ist der Gesundheitszustand stabil, gibt es keinen Grund auf Intimität zu verzichten", betont Dr. Nikolai.
Risikoeinschätzung gibt Klarheit
Auch nach der Behandlung sind die Patienten mit Unsicherheiten nicht alleine, denn der Arzt kann den Gesundheitszustand regelmässig ambulant überprüfen. Mit einem Belastungs-EKG, auf einem Laufband oder Fahrradergometer wird die Herzaktivität gemessen.
Die Ergebnisse des Tests ermöglichen eine Einschätzung, ob sexuelle Aktivität ein Risiko darstellt. Nach dem Gespräch mit dem Arzt besteht Gewissheit und die Patienten können die Zeit zu zweit ohne Sorge geniessen.
Herzschwache Patienten können vorbeugend auch selbst aktiv zu einer Erhöhung ihrer Sicherheit beitragen. In Absprache mit dem Arzt ist die Teilnahme an Herzsportgruppen zur Risikosenkung von Komplikationen bei körperlicher Betätigung hilfreich.