Alkohol
Kurzer Rausch mit Langzeitwirkung
Die Wirkung von Alkohol auf das Nervensystem
Sie lieben ein Gläschen Rotwein und ein kühles Bier zum Essen oder in fröhlicher Runde mit Freunden? Hin und wieder in geringen Mengen genossen, ist das sicher kein Problem und gehört zu einem geselligen Leben. Nun kommt leider das 'Aber': Übermässiger Alkoholgenuss kann zu ernsthaften und sehr beeinträchtigenden Schädigungen des Nervensystems führen. In Deutschland wurde Alkoholmissbrauch als zweithäufigste Ursache für Nervenerkrankungen identifiziert.
Der Übeltäter in alkoholischen Getränken ist Ethanol, das kurzzeitig ein Gefühl von fröhlichem Rausch, Entspannung und Wohlbefinden hervorruft. Erst später offenbaren sich seine Schattenseiten. Ethanol blockiert die Membranen, die Aussenhäute, der Nervenzellen, und verhindert damit die Weiterleitung lebenswichtiger Reize. Im Gegenzug werden Hormone wie Endorphine, Serotonin und Dopamin aktiviert. Sie stören eine gesunde Funktion der Botenstoffe des Nervensystems, im Fachjargon Neurotransmitter genannt. Deshalb werden alkoholische Getränke als neurotoxisch bezeichnet. Sie schwächen die Aktivität des zentralen Nervensystems. Die Wirkung sind verlangsamte Reaktionszeiten, verminderte Hemmung, veränderte Denkprozesse und Koordinationsstörungen.
Schädigungen des Nervensystems durch übermässigen Alkoholgenuss
Alkoholkonsum kann die kognitiven Funktionen des Gehirns dauerhaft beeinträchtigen, was zu Sprachstörungen bis hin zu Gedächtnisverlust führen kann. Die Beeinträchtigung der Neurotransmitter, betroffen sind vor allem die hemmende Gamma-Aminobuttersäure und das anregende Glutamat, kann die Denkprozesse beeinträchtigen. Langfristiger, exzessiver Alkoholmissbrauch kann letztlich sogar Demenz zur Folge haben.
Störungen erfährt auch die motorische Koordination. Dies äussert sich in Gleichgewichtsstörungen sowie unsicherem Gehen, was die Gefahr von Stürzen in sich birgt. Zu den Risiken von Ethanol gehört ebenfalls eine dauerhafte Schädigung des peripheren Nervensystem, die als Neuropathie bezeichnet wird. Die Auswirkungen sind Taubheit, unangenehmes Kribbeln oder Schmerzen in Armen und Beinen.
Auch eine Entzündungsreaktion im Gehirn kann die Folge von übermässigem Alkoholkonsum sein. Chronische Entzündungen werden von Ärzten mit neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson in Verbindung gebracht.
Da Ethanol die Barriere zwischen Blutkreislauf und Gehirn, die Blut-Hirn-Schranke, schwächt, ist der Weg ins Gehirn frei für diverse Erreger sowie schädliche schädliche Substanzen.
Im schlimmsten Fall verursacht chronischer Alkoholkonsum strukturelle Veränderungen im Gehirn. Eine irreversible Verringerung des Hirnvolumens oder gar die Schrumpfung einzelner Hirnregionen bis hin zum Hippocampus, dem wichtigsten Bereiches des Gehirns, gehören zu den Folgen.
Weitere mögliche Auswirkungen von Alkoholmissbrauch im Überblick
- Depressionen und Angststörungen,
- Mangel an wichtigen Vitaminen wie Vitamin B1, dem Thiamin, das den Stoffwechsel im Organismus steuert,
- Schädigungen der Leber bis hin zu Fettleber, Hepatitis und Leberzirrhose,
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall,
- Erhöhte Risiko für bestimmte Krebsarten wie Mund-, Rachen-, Speiseröhren-, Leber- und Brustkrebs,
- Durchfälle, durch Einschränkung der Körperfunktionen im Verdauungstrakt,
- Lähmung der Muskulatur der Augen.
Toleranz und Abhängigkeit von Alkohol
Das grösste Risiko von Wein und Schnaps ist die Toleranz, die der Körper bei stetem und übermässigem Alkohol entwickeln kann. Das bedeutet, dass der Körper immer grössere Mengen an Ethanol benötigt, um das gewohnte Gefühl von Rausch und Entspannung zu entwickeln. Dies kann zu einem riskanten Muster des Konsums führen und die Wahrscheinlichkeit einer Alkoholabhängigkeit erhöhen. Wird die Alkoholzufuhr abrupt unterbrochen, können schwerwiegende Entzugssymptome auftreten. Sie reichen von Zittern und Übelkeit bis hin zu lebensbedrohlichen Anfällen und Delirium tremens.
Sie sind verunsichert und empfinden die vorstehenden Zeilen als erhobenen Zeigefinger? Keinesfalls. Gegen ein gelegentliches Glas Wein, ein Schnäpschen oder hin und wieder ein Feierabend-Bier ist nichts einzuwenden. Die skizzierten Gesundheitsrisiken betreffen übermässigen, permanenten Alkoholkonsum. Die Frage ist, wo dieser beginnt? Hier die von Medizinern empfohlenen Richtwerte:
Die von Ärzten empfohlene Grenze für einen täglichen Alkoholgenuss liegt bei 12 Gramm für Frauen und 24 Gramm für Männer. 12 Gramm Alkohol stecken etwa in einem üblichen Longdrink. 0,25 Liter Bier enthalten hingegen rund neun Gramm Ethanol.