«Lachen ist meine prägende Eigenschaft»

Doris Fiala verpasste nichts Erwähnenswertes im Leben, allerdings wäre sie gerne Zürcher Stadträtin geworden. Jetzt möchte sie noch Romanisch lernen.
Unternehmerin und Politikerin Doris Fiala
Unternehmerin und Politikerin Doris Fiala (Bild zvg)

1. Was haben Sie im Leben erreicht?

Beruflich und politisch erfolgreich und glückliche Mutter von drei Kindern und Grossmutter von zwei Enkelkinder: Mehr ging nicht und das war für mich gut so!

2. Was haben Sie nicht erreicht, was Sie erreichen wollten?

Ich wäre gerne Stadträtin von Zürich geworden… Ich werde nun aber Sonja Rueff-Frenkel für die Stadtratswahlen 2022 unterstützen. Möge ihr der Durchbruch für uns Frauen gelingen!

3. Wenn Sie zurückblicken, auf was sind Sie besonders stolz?

Stolz ist vielleicht die falsche Begrifflichkeit, aber nebst meinen Aufgaben als Mutter hat mich meine zwölfjährige Tätigkeit im Europarat am meisten geprägt. Diese internationale Tätigkeit hat mir sehr viele neue Perspektiven aufgezeigt. Als Schweizerin weiss ich, dass ich ein privilegiertes Leben in Frieden und Sicherheit geführt habe. Die äusserst intensiven Erfahrungen lassen mich den Blick immer wieder nach vorne richten. Freundschaften habe ich immer auch trotz einem intensiven Arbeitspensum immer zu pflegen gesucht. Darauf bin ich nicht stolz, aber es hat mich getragen.

4. Was haben Sie verpasst im Leben?

Es mag seltsam klingen, aber aus meiner Sicht habe ich gar nichts Erwähnenswertes verpasst.

5. Was würden Sie gerne noch lernen?

Da ich seit dem Tod meines Ehemannes (2019) in Samedan lebe, würde ich gerne Rätoromanisch lernen und noch besser Italienisch sprechen und mein geschichtliches Wissen vertiefen.

6. Was kann man von Ihnen lernen?

Den Blick allen Widrigkeiten und Schicksalsschlägen zum Trotz immer wieder nach vorne zu richten.

7. Wären Sie gerne nochmals 20?

Nein, aber ich würde sehr gerne noch 20 Jahre bei bester Gesundheit weiterleben.

8. Was würden Sie an Ihrem Leben ändern, wenn Sie könnten?

Nichts

9. Welches Motto würden Sie der Generation 50plus mit auf den Weg geben?

Die Pflege von Freundschaften und ein offener Geist, nicht nur für die Schweiz sondern auch für die Welt lässt uns positiver Denken. Ich versuche immer das Glas halbvoll und nie halbleer zu sehen. Das ist umso wichtiger, je älter wir werden. Übermut beflügelt jedoch gerade wenn wir älter werden.

10. Was macht Ihnen Freude?

Meine Familie, mein Lebenspartner, meine Freunde, spannende Diskussionen und das Kennenlernen anderer Länder.

11. Was macht Ihnen Angst?

Pflegebedürftigkeit und dadurch Abhängigkeit sowie der Verlust von Menschen die ich liebe.

12. Was ist Ihr grösstes Talent?

Lachen ist zwar kein Talent aber eine prägende Eigenschaft! Daneben die Vernetzung verschiedener Ansichten, Lebensrealitäten und Menschen jeden Alters.

13. Mit wem würden Sie gerne eine Wanderung unternehmen?

Mit gleichgesinnten Frauen, die wie ich die Natur und die Berge lieben.

14. Mit wem möchten Sie nicht im Lift stecken bleiben?

Mit destruktiven, griesgrämigen Menschen und pathologischen Angsthasen.

15. Glauben Sie ans Schicksal?

Ja und Nein: Ich glaube an Eigenverantwortung und darüber hinaus daran, dass wir unser Leben nicht nur selbst bestimmen können. Letzteres könnte man dann durchaus als Schicksal bezeichnen.

Doris Fiala-Goldiger (64) ist eine Schweizer Unternehmerin und Politikerin (FDP). Erst Kreis­präsidentin, dann Zürcher Gemeinde­rätin, erste Frau an der Spitze der Stadt­zürcher FDP, erste Frau an der Spitze der Kantonal­partei, National­rätin, Präsidentin der Geschäfts­prüfungs­kommission, Präsidentin der parlamentarischen Delegation des Europa­rats und der FDP-Frauen. Von 2012 bis 2014 war Doris Fiala Präsidentin der Aids Hilfe Schweiz. Nun hat die 64-Jährige bekannt gegeben, dass sie 2023 nicht mehr für den Nationalrat kandidieren wird um sich vermehrt Ihren unternehmerischen Tätigkeiten zu widmen. 

Doris Fiala ist verwitwet und hat drei erwachsende Kinder.

Die Fragen stellte Peter Röthlisberger schriftlich.


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