HAUSHALT
Auch im Alter bleiben Männer Haushaltsmuffel
Wenn sie nicht zu viel oder zu wenig schlafen, schreibt Norbert Lossau in der «Welt». Frauen leisten noch immer deutlich mehr Hausarbeit als Männer, auch wenn deren Engagement in den vergangenen Jahrzehnten nachweislich grösser geworden ist. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung hat festgestellt, dass deutsche Frauen im Schnitt 1,6 Mal mehr Zeit für Hausarbeit aufbringen als Männer.
Diese Zahl bezieht sich auf den Altersbereich von 18 bis 64 Jahren. Forscher des Bremer Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie haben festgestellt, dass sich dieser Genderfaktor auch im Rentenalter nicht ändert.
Sie hatten Senioren in verschiedenen europäischen Ländern und den USA untersucht. Im Fachjournal "BMC Public Health" berichten sie nun, dass männliche Senioren durchschnittlich drei Stunden am Tag Hausarbeit leisten, während es bei den betagten Damen im Mittel fünf Stunden sind.
Bequemlichkeit rächt sich
Die wichtigere Erkenntnis der Forscher ist allerdings, dass sich spätestens im Alter bei den Männern die über viele Jahre verfestigte Zurückhaltung bei haushaltlichen Tätigkeiten rächt. Die Studie offenbart, dass es, bei Männern wie Frauen, einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand und der Zahl der geleisteten Stunden im Haushalt gibt.
Der an der Studie beteiligte Forscher Nicholas Adjei stellt denn auch wenig überrascht fest, dass sich die körperliche und geistige Aktivität bei der Hausarbeit bei älteren Menschen offenbar positiv auf die Gesundheit auswirkt.
Doch auch die Dauer des Schlafs spielt offenbar eine grosse Rolle für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Senioren. Während mehr Hausarbeit bei Männern wie Frauen einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat, fanden sie beim Einfluss der Schlafdauer unterschiedliche Trends bei Männern und Frauen. Damit hatten die Forscher nicht gerechnet.
Viel oder wenig Schlaf ist nicht gut für ältere Frauen
Von den Senioren, die täglich sehr aktiv im Haushalt sind, betrachteten die Forscher jene, die weniger als sieben oder mehr als acht Stunden pro Nacht schlafen. Zu wenig oder zu viel Schlaf führt bei Frauen zu einem schlechteren Gesundheitszustand.
Bei den Männern war es hingegen genau andersrum: Die aktiven Kurz- oder Langschläger zeichnen sich durch besonders gute Gesundheit aus. An der Studie nahmen 15'333 Männer und 20'907 Frauen aus Deutschland, Italien, Spanien, Grossbritannien, den USA, Frankreich und den Niederlanden teil.
Die Einschätzung der Gesundheit wurde auf der Basis von Selbstauskünften der Senioren vorgenommen.
Die kausalen Zusammenhänge sind noch nicht verstanden
Die aktuelle Studie liefere zwar wichtige Erkenntnisse, doch die Autoren mahnen bei der Interpretation der Daten zu Vorsicht. Die kausalen Zusammenhänge seien noch nicht verstanden.
Adjei sieht die Notwendigkeit für weitere Forschungsarbeiten: "Der Anteil der Bevölkerung mit einem Alter über 65 wächst aufgrund gestiegener Lebenserwartung weltweit. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie sich der Lebenswandel dieser Menschen auf ihre Gesundheit auswirkt - im Positiven wie im Negativen."