Familie
Coming Out - wie die Eltern damit umgehen
Was bedeutet ein Coming-out für die Betreffende / den Betreffenden und die Familie?
Die Gesellschaft ist nach wie vor sehr von Heternormativität geprägt. Dies bedeutet, dass die Norm Hetersexualität ist. Wer in dieses "normale" Mann-Frau-Muster nicht hineinpasst, der gilt als abnormal. Doch: Sexuelle Orientierungen sind sehr vielseitig und Homosexualität ist keine Krankheit! Wenn Jugendliche merken, dass sie nicht das Normschema der Heterosexualität passen, ist dies für jene ein schwieriger Prozess. Besonders sich selbst mit seinen eigenen Vorlieben anzunehmen, stellt schon einmal eine spezielle Hürde dar. Das innere Coming-out findet meistens zwischen 14 und 17 Jahren statt. Man macht sich bewusst, zu wem man sich auf romantischer und sexueller Ebene hingezogen fühlt und versucht, dies zu akzeptieren. Wenn dieser Prozess erfolgreich abgeschlossen ist, folgt das äussere Coming-out. Das Outen vor Familie und Freunden kann oft zu Konflikten führen, da es für viele Menschen nicht leicht ist, Homosexualität zu akzeptieren und wie sie mit der Situation umgehen sollen.
Richtig reagieren ist absolut wichtig
Wenn Sie selbst in so einer Situation sind, und nicht so recht wissen, wie sie mit dem Outen Ihres Kindes umgehen sollen, ist das Wichtigste erstmal, sich Zeit zu nehmen. Setzen Sie sich in aller Ruhe damit auseinander. Auch bei Ihrem Kind hat es sicher eine ganze Weile gedauert, bis es dazu stehen konnte, dass es sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt. Die wenigsten Eltern schaffen es, das Outing sofort im Moment zu akzeptieren. Auch das wird Ihr Kind sicherlich verstehen. Am besten ist es, wenn Sie die Situation offen ansprechen. Sagen Sie ihrem Kind offen, dass Sie Zeit brauchen, um mit der neuen Situation umgehen zu können. Möglicherweise kann Ihr Kind Ihnen auch mit Antworten auf Fragen weiterhelfen, die Sie sich stellen.
Vermeiden Sie verletzende Äusserungen
Auch wenn es schwierig ist, das Outen Ihres Kindes zu akzeptieren: Versuchen Sie, Ihrem Kind keine Vorwürfe zu machen, es zu etwas überreden zu wollen oder ihm gegenüber gar ablehnend gegenüber zu treten. Aus Unsicherheit kommen häufig Äusserungen, die gar nicht so gemeint sind, aber sehr verletzend sein können. Versuchen Sie bereits im Vorfeld, dies zu vermeiden.
Mit anderen austauschen
Sollten Fragen auftauchen, die Sie nicht direkt mit Ihrem Kind besprechen möchten, sollten Sie sich unbedingt mit Menschen austauschen, die in der gleichen Lage sind. Wenn Sie nicht mit anderen Familienangehörigen sprechen möchten, gibt es zahlreiche Beratungsangebote. Sie können sich professionell beraten lassen und auch mit anderen Eltern, die in einer ähnlichen Situation sind wie Sie, in Kontakt und in Austausch treten. Hilfreich kann für Sie auch die Broschüre "Sexuelle Vielfalt und Coming-out" sowie die Elternbroschüre "Mein Kind ist das Beste, was mir je passiert ist!" sein. In dieser Broschüre erzählen Eltern und Verwandte über das Coming-out Ihrer Kinder. Es kann auch hilfreich sein, sich bei einer Familienberatungsstelle oder einer Lebensberatungsstelle Hilfe zu holen.
Nehmen Sie Ihr Kind ernst
Da es Kinder und Eltern oft schwer fällt, über das Thema Sexualität miteinander zu sprechen, ist es ein umso grösserer Vertrauensbeweis, wenn sich Ihr Kind Ihnen gegenüber öffnet. Auch wenn Sie sich mit dem Outen Ihres Kindes schwer tun, bitte nehmen Sie es unbedingt ernst! Viele Eltern reden sich ein, das Outing sei nur eine Phase. Sexualität kann sich im Leben eines Menschen ändern. Aber wenn sich Ihr Kind Ihnen gegenüber outet, wird es sich seiner Vorlieben schon sehr bewusst sein.
Machen Sie sich keine Vorwürfe - sprechen Sie nicht von "Schuld"
Wenn Sie zu den Eltern gehören, denen es schwer fällt, mit dem Coming-out Ihres Kindes zurecht zu kommen, haben Sie sich vielleicht auch schon einmal die Frage gestellt, ob Sie in der Erziehung etwas falsch gemacht haben. Die Antwort lautet ganz einfach nein. Denn die sexuelle Orientierung hat absolut nichts mit der Erziehung zu tun und lässt sich auch nicht beeinflussen. Was Sie als Elternteil jedoch schon beeinflussen können ist, wie tolerant und offen Ihr Kind gegenüber sexueller Vielfalt ist.
Geben Sie Ihrem Kind eine entsprechende Rückendeckung und zeigen Sie ihm, dass Sie es lieben
Da Homophobie in unserer Gesellschaft leider noch immer weit verbreitet ist, müssen sich viele Homosexuelle immer wieder mit Diskriminierung, Vorurteilen und Benachteiligung auseinandersetzen. Umso wichtiger ist es, dass niemand in dieser Situation allein gelassen wird. Das Wichtigste in diesem Fall sind Rückhalt und Verständnis von Seiten der Familie und der Freunde. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es wegen seiner sexuellen Neigung nicht weniger lieben! Dadurch wird auch der Selbstwert Ihres Kindes enorm gestärkt.