Digitale Demenz
Gehirn auf Sparflamme: Wie Ihr Alltag Sie dumm macht

Wie passiert es, dass ein Gehirn auf Sparflamme läuft?
Es gibt nicht nur den einen Auslöser, der dafür sorgt, dass die Denk- und Konzentrationsfähigkeit nachlässt. Meist handelt es sich um das Zusammenspiel mehrerer Gewohnheiten, die sich in den Alltag eingeschlichen haben. Oft aus Bequemlichkeit, manchmal aber auch aus Zeitmangel oder Unwissenheit. Wie diese dazu beitragen, dass ein Gehirn auf Sparflamme läuft, und was Sie dagegen tun können, verrät dieser Beitrag.
Digitale Demenz, ein Phänomen unserer Zeit
Ob Sie bereits den Ruhestand geniessen oder noch voll im Arbeitsleben stehen, spielt keine Rolle. In beiden Fällen haben Smartphone, Tablet oder Laptop wahrscheinlich einen gewissen Stellenwert in Ihrem Leben. Mal eben mit den Enkeln chatten, die neuesten Familienfotos austauschen oder online einen Termin beim Arzt vereinbaren: Das alles funktioniert schliesslich herrlich unkompliziert.
Um 2012 prägte der deutsche Neurowissenschaftler und Psychiater Prof. Dr. Manfred Spitzer bei uns jedoch einen Begriff, der alle aufhorchen liess: die digitale Demenz. Koreanische Ärzte verwendeten ihn allerdings schon früher. Sie beschrieben damit ein Phänomen, bei dem Menschen, die viel Zeit am Handy oder PC verbrachten, Symptome wie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben eines Textes, Motivationslosigkeit sowie Störungen der Merkfähigkeit und Konzentration aufwiesen. Spitzer betont, dass es heute bereits eine ganze Reihe an Studien gibt, die nachweisen, dass die häufige Nutzung digitaler Medien das Gedächtnis beeinträchtigen kann. Er führt die digitale Demenz darauf zurück, dass unser Gehirn beim intensiven Surfen, Chatten und Googeln nicht mehr so präzise wie gewohnt arbeitet.
Unter Wissenschaftlern wird das Thema zwar kontrovers diskutiert, es ist aber schon lange bekannt, dass nicht mehr genutzte Nervenzellschaltungen nach einiger Zeit verkümmern. Wenn wir also die Speicherung von Informationen wie Geburtstagen und Telefonnummern oder die Suche nach der richtigen Reiseroute nicht mehr unserem Kopf überlassen, sondern einer Maschine, läuft irgendwann das Gehirn auf Sparflamme.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Wenn wir aufhören, für jeden noch so kleinen Denk- oder Merkprozess die digitalen Medien zu bemühen, bildet unser Gehirn auch wieder seine ursprünglichen Fähigkeiten aus. Oder anders ausgedrückt: Man kann die digitale Demenz rückgängig machen, indem die Gewohnheiten im Umgang mit den Geräten bewusst verändert werden.
Multitasking lässt das Gehirn auf Sparflamme laufen
Das Essen zubereiten, die Hausaufgaben der Enkelkinder beaufsichtigen, die Telefonnummer vom Zahnarzt heraussuchen und nebenbei auch noch das Meeting für den kommenden Tag planen: Heutzutage wird Multitasking wie selbstverständlich vorausgesetzt. Die Fähigkeit, sich gleichzeitig auf die verschiedensten Dinge zu konzentrieren, gilt sowohl im Berufs- als auch im Privatleben als erstrebenswert.
Doch aufgepasst: Forscher der University of London stellten in einer Studie fest, dass Multitasking dumm machen kann! Untersucht wurden mehr als 1000 Probanden: Bei den Personen, die sich per Multitasking beschäftigten, stellten sie fest, dass der Intelligenzquotient abnahm und auf das Niveau abfiel, das auch bei Schlafmangel zu beobachten ist. Bei einigen Probanden fiel der IQ sogar auf den kognitiven Stand achtjähriger Kinder ab.
Die Forscher sind der Ansicht, dass ein Gehirn gar nicht in der Lage ist, sich auf mehrere Dinge zu konzentrieren. Ausserdem würden beim Multitasking die Fähigkeiten, Entscheidungen zu treffen und wichtige Aufgaben zu priorisieren, stark in den Hintergrund gerückt. Arbeiten Sie Ihre To-do-Liste darum lieber Punkt für Punkt und nacheinander ab!
Bitte das Licht anschalten!
Sonst geht Ihr Gehirn in den Sparmodus! Sie lieben eine gemütliche Atmosphäre mit gedimmtem Licht? Das ist für den Abend auf der Couch sicher eine gute Idee, tagsüber aber kontraproduktiv, denn zu wenig Licht bringt Ihr Gehirn auf Sparflamme. Das ergab eine Studie der State University in Michigan. Für die kognitive Leistungsfähigkeit und das Gedächtnis ist helles Licht nämlich unbedingt von Vorteil.
Die Fähigkeit des Hippocampus, der unter anderem für das Erinnern und Lernen zuständig ist, hatte demnach um 30 Prozent abgenommen. Dafür soll der Wachstumsfaktor "BDNF" verantwortlich sein, der bei wenig Licht deutlich abnahm. Zwar wurde die Studie "nur" mit Ratten durchgeführt, die Ergebnisse sollen sich aber auf den Menschen übertragen lassen. Darum der Rat: Licht an!
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