Generationenwohnen
Mehrgenerationenhaushalt – Warum es vielfach scheitert

Mehrgenerationenhaushalt - komplizierte Umsetzung
Das Unterschätzen der Belastung
Für viele Menschen klingt das Konzept eines Haushalts, in dem mehrere Generationen zusammenleben, grossartig. Die Idee davon ist es sicherlich auch, doch gibt es vielfältige Belastungen, die zu Beginn weder gesehen noch richtig eingeschätzt werden. Das Zusammenleben bedeutet für alle Beteiligten nicht nur eine räumliche, sondern zudem auch eine erhebliche emotionale Veränderung.
Gerade die ältere Generation tut sich mit solch grossen Umstellungen besonders schwer. Sie sind aufgrund ihres Alters besonders tief verwurzelt und müssen nun ein vollkommen anderes Lebenskonzept umsetzen.
Wenn Sie planen, mit Ihrer Familie ein solches Projekt anzugehen, sollten Sie sich fragen, wie leicht es Ihnen fällt, Ihr bisheriges vertrautes Zuhause zu verlassen. Dazu gehört auch die Überlegung, ob es Ihnen eher leicht oder doch vielleicht schwerer fällt, neue Alltagsroutinen zu erlernen und mit den Menschen regelmässig Kompromisse einzugehen, mit denen Sie zusammenleben.
Teilen Sie Ihre Gedanken mit den anderen und nehmen Sie auch Ängste und Befürchtungen ernst. Ein Zusammenleben dreier Generationen kann eine erhebliche Belastung darstellen, nicht zuletzt, weil Sie sich auf mehrere Menschen einlassen und Ihre eigene Komfortzone verlassen müssen.
Mehrgenerationenhaushalt - Konflikte durch unterschiedliche Lebensstile
Eine der Hauptgründe für das häufige Scheitern eines Mehrgenerationenhaushalts sind die meist sehr verschiedenen Lebensstile. Das betrifft nicht allein das Ruhebedürfnis der einen und den Energielevel der anderen, sondern auch sehr unterschiedliche Lebensgewohnheiten, die nicht immer harmonieren.
Dies kann man ein wenig mit dem gemeinsamen Leben in einer Wohngemeinschaft zu Studentenzeiten vergleichen, nur dass es im familiären Setting und auf lange Sicht deutlich komplizierter sein kann. So schätzen die einen ein hohes Mass an Sauberkeit und Hygiene, während die anderen sehr entspannt mit Staub und Geschirrbergen in der Küche umgehen.
Ein besonders häufiger Problemfaktor ist der Umgang mit Kindern im gemeinsamen Haushalt. Die Vorstellungen von Eltern und Grosseltern liegen hier oftmals sehr weit auseinander und werden nicht selten auch nach eigenem Gutdünken umgesetzt. Werden hier keine klaren Absprachen getroffen und vor allem auch eingehalten, sind Konflikte und Streitigkeiten vorprogrammiert.
Auch die gemeinsame Nutzung von Räumen ist ein regelmässiges Streitthema. Nicht immer ist es gewünscht, dass jeder Raum stets von allen genutzt wird. Häufig gibt es die Erwartung nach Rückzugsmöglichkeiten, die jedoch für die Mitbewohner gar nicht präsent sind oder nicht respektiert werden.
Eine offene und ehrliche Kommunikation ist hier unverzichtbar. Scheuen Sie sich nicht, Unstimmigkeiten zeitnah anzusprechen, bevor sie sich verfestigen und zu langfristigem Unmut führen.
Mangel an Privatsphäre
Privatsphäre ist ein grosser Themenbereich in einem Mehrgenerationenhaushalt. Meist fehlt es an Rückzugsorten, die für jeden gleichermassen zugänglich sind. Es ist sehr wichtig, gerade dann ausreichend Möglichkeiten für einen Abstand von anderen zu haben, um anschliessend auch wieder gerne das Miteinander zu pflegen. Erholung und für sich sein ist für alle Mitbewohner wichtig. Besonders sensibel sind hier die Menschen, die vorher lange Zeit alleine gelebt haben.
Vielleicht ist es für Sie eine schöne Vorstellung, mit mehreren Generationen und damit auch vielen Menschen zusammenzuleben. Was Sie vorher nicht einschätzen können, ist das Mass an Ruhe und Zeit für sich selbst, das Sie benötigen. Vielleicht, weil Sie es gewohnt sind und schätzen, möglicherweise aber auch nur als natürliche Reaktion auf viel Trubel im Haus.
Achten Sie darauf, dass Sie mit den anderen über möglichst flexible und umsetzbare Lösungen diskutieren. Bringen Sie sich alle mit eigenen Ideen und Vorstellungen ein, um zu klären, wie Rückzugsräume gestaltet werden können, die allen zugutekommen. Reden Sie darüber, bevor sich Frustration verfestigt und die Kommunikation nicht mehr sinnvoll möglich ist.
Im besten Fall können Sie bereits bei der Planung und noch lange vor dem Einzug darauf achten, dass das Wohnobjekt über ausreichende Wohnbereiche verfügt, die private Bereiche in ausreichendem Mass für alle Bewohner vorsehen.
Mehrgenerationenhaushalt - Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung
Der wohl wichtigste Aspekt für ein gelingendes Mehrgenerationenprojekt, das nicht bereits nach kurzer Zeit scheitert, ist ein umfassender Dialog. Setzen Sie sich mit den geplanten Mitbewohnern an einen Tisch, lange bevor Sie tatsächlich zusammenziehen.
Bereiten Sie sich ausreichend vor. Im besten Fall hat jeder von Ihnen eine Liste mit den Dingen dabei, die er oder sie für unverzichtbar hält und gleichermassen mit dem, was sich als klares No-Go beim Zusammenleben bezeichnen lässt. Prüfen Sie genau, ob die Schnittmengen ausreichen, um es miteinander schaffen zu können.
Klären Sie nach Möglichkeit verbindlich, auf welche gemeinsamen Regeln Sie sich einigen können. Berücksichtigen Sie dabei auch ruhig vermeintlich harmlose Themen wie das Einkaufen, die Kinderbetreuung oder die Geräuschkulisse. Ein Mehrgenerationenhaushalt kann letztlich an der berühmten Zahnpastatube scheitern oder auch äusserst erfolgreich sein, wenn alle miteinander offen kommunizieren.
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