MASI Lugano
Nicolas Party „Rovine“ - Masi Lugano
(Lausanne, 1980) in einem europäischen Museum. Im Rahmen dieses immersiven Projekts hat der Künstler ein fantastisches Universum erschaffen: in ein umgreifendes architektonisches Ensemble, dessen Wände überraschende Trompe-l'oeil-Malereien in kühnen Farbkontrasten bedecken, integriert Party seine magischen grossformatigen Wandmalereien, monumentalen polychromen Skulpturen und leuchtenden Pastelle.
Nicolas Party hat die ambitionierte Ausstellung spezifisch für den grossen Ausstellungsraum im Untergeschoss des MASI konzipiert. Hier ist eine imposante architektonische Struktur aus fünf Sälen entstanden, die je einem von Partys wiederkehrenden Themen gewidmet sind: Stillleben, Porträt, Felsformationen, Höhlen und Landschaft. Zudem hat Party vier grossformatige Wandpastelle geschaffen, inspiriert von vier Werken des Schweizer Malers Arnold Böcklin (1827–1901), einem der wichtigsten Vertreter des Symbolismus. Der Ausstellungstitel bezieht sich auf Böcklins rätselhaften Ansichten von Ruinen. Diese monochromen Szenen des Verfalls empfangen das Publikum mit einer Stimmung die in einem deutlichen Kontrast zur Farbenpracht der Werke und Säle steht. Diese hat Party durch Grundierung in kontrastierenden Farben und durch mehrfarbige Trompe-l'oeil-Malereien, angefertigt in Zusammenarbeit mit Sarah Margnetti, zusätzlich verfremdet.
Die Ausstellung versammelt einunddreissig Pastelle und vier bemalte Skulpturen (darunter eine monumentale am Seeufer von Lugano), die zwischen 2013 und heute entstanden sind und dem Publikum teilweise zum ersten Mal präsentiert werden. In der sorgfältigen Auswahl tritt Partys Vorliebe für eine Palette äusserst lebhafter Farben und eine vereinfachte Figurenzeichnung deutlich hervor. Seine Sujets mit ihren kontrastierenden, klar begrenzten Farbflächen, lassen sich zum Teil auf Partys spezielle künstlerische Lehrjahre mit ihren Anfängen in der Graffitikunst zurückführen. Partys Kompositionen entstehen nicht durch die Beobachtung der Wirklichkeit (weder arbeitet er mit Modellen, noch malt er Landschaften en plein air), sondern sind ausschliesslich Produkt seiner Vorstellungskraft. Sie sind äusserst einfach angelegt, zeitlos und ortlos. Dennoch enthalten die Sujets in ihren essenziellen Formen den kleinsten gemeinsamen Nenner, dank dem wir Motive wie Gesichter, Früchte oder Bäume wiedererkennen. Gerade diese Möglichkeit einer universellen, zeitlosen Sprache fasziniert Party und leitet ihn bei seiner künstlerischen Suche.
Party setzt sein kreatives Universum in einen ständigen Dialog mit der Kunstgeschichte, die er aufmerksam und unermüdlich ergründet. In seinen Gemälden lässt sich leicht ein Echo der inquiétante étrangeté der surrealistischen Malerei oder der farblichen Explosionen der Fauves wahrnehmen. Die Bezugspunkte des Künstlers reichen aber weit darüber hinaus, erstrecken sich vom Streben nach idealer Vollkommenheit der klassischen Kunst bis zur wissenschaftlichen Akribie der holländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts. Party interessiert sich zudem sowohl für das Schaffen berühmter Künstlerinnen und Künstler wie Georgia O'Keeffe (1887–1986) oder Ferdinand Hodler (1853–1918) als auch für jenes weniger berühmter wie des belgischen Symbolisten William Degouve de Nuncques (1867–1935) oder der Porträtistin Rosalba Carriera (1675–1757), deren Name untrennbar mit der Geschichte des Pastells, Partys bevorzugtem Ausdrucksmittel, verbunden ist.
Der Katalog
Begleitend zur Ausstellung erscheint bei Scheidegger & Spiess und Edizioni Casagrande ein Katalog mit Beiträgen von Tobia Bezzola, Michele Robecchi und Francesca Bernasconi.
Der Katalog dokumentiert die gesamte von Party geschaffene Rauminstallation und sämtliche der ausgestellten Werke. Der Katalog wird während des Monats Juli verfügbar sein.
Grafik von Studio Marie Lusa.
Dreisprachige Ausgabe (italienisch/englisch/deutsch).
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