«Wir gehören nicht zum alten Eisen»

Ist 70 wirklich das neue 50? Im «Blick» erklären prominente 65- bis 80-jährige Schweizer, weshalb sie noch mitten im Leben stehen.
«Ich lebe in der Gegenwart», sagt Emil Steinberger.
«Ich lebe in der Gegenwart», sagt Emil Steinberger.

Liedermacher Tinu Heiniger («Bis a ds Ändi vo der Wält») beispielsweise fühlt sich auch mit 67 noch oft «fit wie ein Turnschuh», wie er dem Blick berichtet. Der Berner sagt: «Ich habe nicht wirklich ein Gefühl dafür, dass ich ein alter Onkel geworden bin.»
Das Alter habe im Vergleich zu jungen Jahren auch viele Vorteile, fügt Düde Dürst (66), Schlagzeuger der Sauterelles, an. «Es ist lässig, dass man im Alter gewisse Sachen nicht mehr tun muss. Man lebt entspannter und unbeschwerter. Das Leben wird cooler.» Doch man müsse auch etwas tun, um das Leben in reiferen Jahren in vollen Zügen geniessen zu können, sind sich die aktiven Senioren einig.
Künstler Ted Scapa, der auch mit 82 Jahren noch nicht auf der faulen Haut liegen will, formuliert es folgendermassen: «So lange man etwas macht, altert man nicht.» 

«Neue Freiheit»
«Das Schöne am Älterwerden ist, dass durch die steigende Selbstbestimmung eine neue Freiheit entsteht. Heute muss ich niemandem mehr etwas beweisen, kann nur noch wollen, muss nicht mehr müssen. Das fördert auch die Zufriedenheit. Der Unterschied zwischen Jungen und Alten verschmilzt immer mehr zu einem Generationen-Miteinander, was wichtig für die Gesellschaft ist.»
Kommunikationsexpertin Beatrice Tschanz (69)

«30 Liegestütze»
«Ich mache jeden Morgen 30 Liegestütze! Mein Credo: Quäle deinen Körper, sonst quält er dich! Wenn man im Alter rastet, hat man verloren.»
Selfmade-Millionär Hausi Leutenegger (73)

«Sich mit Jungen abgeben»
«Das Wichtigste überhaupt ist, gesund zu sein, dann kann man alles erleben. Als Pilzsammler bin ich oft im Wald, geniesse die frische Luft. Genauso wichtig ist, dass man sich mit jungen Leuten abgibt. Ist man nur mit Alten zusammen, wird man selbst alt.»
Fussball-Idol Karli Odermatt (70)

«Bühne ist mein Fitnessprogramm»
«Mein Beruf als Schauspieler hält mich natürlich wach und auf Trab. Geistig und körperlich. Auf der Bühne singe und tanze ich, das ist mein Fitnessprogramm. Und für meine Politparodien muss ich newsmässig auch immer up to date sein und nutze dafür alle Medien. Ich fühle mich wie in einer Spirale, auch wenn ich mir jedes Jahr vornehme, etwas kürzer zu treten.»
Schauspieler Walter Andreas Müller (67)

«Alter ist kein Thema»
«Wenn ich in Interviews jeweils sagte, dass für mich das Alter nie ein Thema war, dann ist es auch heute so. Ich lebe in der Gegenwart, schaue in Bezug aufs Alter weder nach vorne noch nach rückwärts, ich suche gar keine Vergleiche. Es gibt Junge, die genauso wichtig sind wie Ältere ... Ich mache mir einfach keine Gedanken darüber, auch nie, wie ich mich jung halten soll. Ich bin einfach so, wie ich jetzt bin, das hat gar nichts mit dem Alter zu tun, weil es kein Thema ist.»
Komiker Emil Steinberger (80)

«Erfahrung ist nur die Parodie einer Idee»
«Im Alter ist der Drang zu schreiben nicht mehr so dringlich, das ist schön und gleichzeitig störend. Die Behauptung, dass alte Leute erfahrener sind, ist falsch. Denn Goethe sagte schon, dass Erfahrung nur eine Parodie auf eine Idee ist.»
Schriftsteller Peter Bichsel (78)

«Stets in Bewegung»
«Ich fühle mich körperlich und geistig nicht älter als mit 50 und geniesse mein Wohlbefinden in vollen Zügen. Die heutige Generation der 70-Jährigen ist einfach viel körperbewusster als früher und treibt oft auch Sport. Ich mache das leider nicht, aber ich gucke, dass ich stets in Bewegung bin. Dass wir Älteren uns heute auch modisch und sportlich kleiden dürfen, ohne dass jemand etwas dagegen hat, finde ich toll.»
Schauspielerin Heidi Maria Glössner (69)

«Not im Alter macht erfinderisch»
«Man spricht von aktiv im Alter, doch 'aktiv' ist ein Wort, das nach Altersturnen schmeckt, oder Aktivurlaub. Da hängt dran, was ich nicht mag: noch mehr Konsum, und immer ein bisschen Gschämigkeit. Warum nicht 'produktiv'? Schöner als die Jugend ist das Alter nicht, aber bewusster. Man kann besser wissen, was man lassen darf. Man kann auch etwas geschenkt nehmen. Natürlich hat man seine Not mit dem Alter, aber sie macht erfinderisch. Auch Sterben will gelernt sein. Für interessante Leute ist es nicht das Ende der Lebenskunst, sondern ein neuer Anfang dazu. Und man darf ihn auch noch erleben.»
Schriftsteller Adolf Muschg (78)

«Mehr Zeit für die Partnerschaft»
«Der Leistungsdruck ist weg, und das ist schön. Ich habe heute viel mehr Zeit für Dinge, die ich früher nicht machen konnte, wie reisen. Mit dem Alter nimmt die Pflicht ab, die Kür wächst. Dadurch, dass man mehr Zeit hat, rückt man auch in der Partnerschaft näher.»
Skiakrobatik-Idol Art Furrer (75)

«Ich will mich nicht ausruhen»
«Die Leidenschaft für den Beruf und für das Leben hält mich jung! Wenn ich zum Beispiel mal länger keine Proben oder Dreharbeiten habe, geht es mir nicht so gut, wie wenn Hochbetrieb herrscht. Denn ich will mich nicht ausruhen, ich bin ein Tat-Mensch, trage das schon das ganze Leben in mir drin. Ich übertreibe es aber nicht. Ab und zu ein Gläsli liegt drin, und auf meine Zigis verzichte ich auch nicht, Alter hin oder her.»
Schauspielerin Sibylle Brunner (73)


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