Ferienresidenzen für Senioren im Ausland

Ein neues Internetportal vermittelt Zimmer in seniorengerechten Resorts weltweit. Das Angebot richtet sich an Reisende mit gesundheitlichen Problemen.
Ferienresidenzen für Senioren im Ausland
Ferienresidenzen für Senioren im Ausland

Auch preisbewusste Urlauber sind herzlich willkommen, schreibt Maria Menzel auf «Welt.de».

Senioren sind eine wachsende Zielgruppe für die Reiseindustrie - mit besonderen Ansprüchen an ihr Feriendomizil. Ein neues Buchungsportal verspricht nun Abhilfe Spanien, Costa del Sol. Pool, 400 Meter bis zum Strand, eine grosszügige Lobby, Zimmer mit Balkon und kleiner Küche.

75 Euro kostet das Luxusapartment den Urlauber - inklusive Frühstück, Reinigung, Wäsche- und Bügelservice sowie Ergotherapie. Sogar der hauseigene Psychologe schaut bei Bedarf vorbei. Zusätzliche Kosten? Keine. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine ganz normale Ferienanlage in Málaga, ist in Wahrheit eine luxuriöse Seniorenresidenz.

Es heisst "Sanyres Puerto Banús", und wie viele andere hat es etliche leer stehende Zimmer. Diese freien, altersgerechten Luxussuiten werden nun auf Linkedage.com angeboten. Senioren mit Pflegebedarf können sie für bis zu drei Monate buchen, ebenso wie Urlauber ohne besondere Anforderungen an die medizinische Versorgung.

Linkedage-Geschäftsführer Tomaz Lorenzetti zufolge geben nur 20 Prozent aller Pflegeheime in Europa ein Mindestaufnahmealter an. "Ich schlafe selbst gern in den Seniorenresidenzen, wenn ich auf Reisen bin", sagt Lorenzetti. Der 36-jährige Slowene hat die Plattform mit seinem Technologieunternehmen Socinet entwickelt.

Er will das unter dem Namen Linkedage in Slowenien gestartete Portal nun auch auf dem deutschen Markt etablieren. Im Portfolio hat er schon 150 Residenzen in 20 Ländern auf vier verschiedenen Kontinenten. Ein Airbnb für Senioren. Zwei aktuelle Prognosen brachten Lorenzetti auf die Idee mit der Plattform.

So wird einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge bis 2060 jeder Dritte über 65 Jahre alt sein. Es ist eine rasant wachsende Zielgruppe mit besonderen Bedürfnissen. Dennoch sind die europäischen Pflegeheime nicht ausgelastet. Die Schätzungen der durchschnittlichen Überkapazitäten reichen von zehn bis 35 Prozent.

Der Grund dafür ist nicht mangelnder Bedarf, sondern Fehlplanungen wie ein zu hoher Anteil an Doppelzimmern, zu wenig Pflegefachkräfte im Verhältnis zur Zimmerzahl und ein zu hoher Zimmerpreis, ermittelte das Beratungsunternehmen D&S Healthcare. Auch Ursula und Reinhard Faatz hatten sich ihren Lebensabend anders vorgestellt.

Niemals wollten sie in ein Pflegeheim. Ursula, heute 84, war Lehrerin für Deutsch und Sport, Reinhard - 15 Jahre jünger als seine Frau - leitete die Auslandsabteilung in der japanischen Fuji Bank in Düsseldorf. Arbeitsbeginn: 6 Uhr. Feierabend: selten vor 23 Uhr. Sieben Tage die Woche. Das blieb nicht ohne Folgen, die erste Magenoperation musste Faatz mit 40 über sich ergehen lassen.

Als die zweite nahte, stieg er aus und verwirklichte sich mit seiner Frau den Traum vom Haus in der Toskana. Schon zehn Jahre zuvor hatten sie das 300 Jahre alte Anwesen bei Monteroni d'Arbia südlich von Siena als Feriendomizil gekauft. Nun sollte es für weitere 20 Jahre ihr Hauptwohnsitz sein. Ursula kümmerte sich um das Haus, er um Olivenbäume, Zypressen, Hund und die Katzen. Ein Traum.

Dennoch trat das Ehepaar 2013 den Rückzug an. Als junge Frau hatte Ursula Faatz einen schweren Autounfall. Das Alter förderte die alten Beschwerden wieder zutage. Den Weg über die Treppe ins Schlafzimmer ihres schaffte sie kaum noch, im Winter waren es nicht selten 15 Grad Celsius im heizungslosen Haus. Und auch wegen der medizinischen Versorgung tauschte das Paar schliesslich seinen toskanischen Traum gegen die Sicherheit einer Wohnung in der Berliner Seniorenresidenz "Tertianum".

Wohn- und Schlafzimmer, Küche, Bad, 72 Quadratmeter altersgerechtes Wohnen. Mittlerweile haben sie sich gut eingelebt an dem Ort, an dem sie nie sein wollten. An der Wand hängen die Bilder aus den guten, alten Zeiten. Doch aller Heimeligkeit zum Trotz - wer schon seine Hochzeitsreise auf einem Frachter von Rotterdam nach Liberia mit neun Passagieren und 40 Mann Besatzung gemacht hat, dem kommt die Reiselust nicht so schnell abhanden.

Sie waren deshalb auch hellauf begeistert, als Tomaz Lorenzetti sie einlud, eine Linkedage-Reise zu testen und in die Residenz "Sanyres Puerto Banús" in Málaga zu reisen. Reinhard Faatz blättert durch die beiden kleinen Fotoalben, die auf dem Wohnzimmertisch liegen.

Ein Bilderbuch. Der Hafen mit den weissen Jachten, vor dem Haus Rollstuhlrampen und Palmen, im Zimmer ein Obstkorb, Reinhard mit Sonnenbrille im Pool, Ursula im Restaurant, vor ihr ein halb leeres Weinglas und die Paella, die sie hier unbedingt essen wollte.

Einen Ausflug ins Picasso-Museum haben sie gemacht, mit Mietwagen und einem Rollstuhl, den ihnen die Residenz kostenlos zur Verfügung stellte. "All inclusive", sagt Reinhard Faatz. Gleich bei der Ankunft habe man ihnen den Arzt vorgestellt, der für sie jederzeit auf Abruf bereit war.

Hin und wieder habe eine Schwester nach dem Rechten gesehen. All das gab ein Gefühl von Sicherheit. Unbedingt gebraucht hätten sie das nicht, sagt Faatz. Er, 69, sorgt für seine Ursula. Sie schläft gern bis mittags, er bringt ihr das Frühstück ans Bett. Die Nachmittage am leeren Pool, den ersten Wein gern auch vor dem Mittagessen. Urlaub eben. Faatz blättert weiter durch das Fotoalbum.


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