Wie funktioniert „Functional Training“

Und schon rollt der nächste Unfug unter der (natürlich englischen) Bezeichnung „Functional Training“ an. Wie funktioniert das genau ?
Werner Kieser gibt Erklärungen zum Functional Training
Meister der Muskeln: Werner Kieser

"Funktionales Training: Kräftigen ohne Gewichtsplackerei: Das Training verzichtet auf Maschinen und isolierte Bewegungen, es macht den Körper zum effektiven Trainingsgerät. Wo sonst Gerätepolster für Halt sorgten, muss bei freien und dreidimensionalen Übungen wie Ausfallschritten, Kniebeugen, Sprüngen, Klimmzügen und Stütz-Varianten die eigene Bauch- und Rückenmuskulatur den Rumpf stabilisieren."

Ob dies eine Steilvorlage zur Anmeldung in die Physiotherapie ist? Aber nein. Für "Spiegel online" ist das die Lösung aller Probleme: So verbessert das funktionale Training neben Kraft und Koordination, auch Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit sowie Körpergefühl und Haltung.

Indem es Gelenke und Muskeln stabilisiert, senke es ausserdem die Verletzungsgefahr. Die wissenschaftliche Fakten sehen allerdings anders aus: Kraft wird mit spezifischen Übungen erworben, bei denen die koordinativen Anforderungen möglichst anspruchslos sein sollen; denn Koordination dient der Verhinderung von Anstrengung, was bei einer Kräftigungsübung den Effekt eliminieren würde.

Denn je geschickter ich die Hantel hebe, umso geringer die Anstrengung und damit der Trainingseffekt. Koordination kann nur aufgabenspezifisch erworben werden. Einen sogenannten Transfer auf andere Bewegungsaufgaben gibt es nicht.

Die Koordination für Fussball kann ausschliesslich mit Fussball erworben werden. Wechselt der Fussballer in eine andere Sportart - Handball, Skifahren oder was immer - nützt ihm die mit Fussball erworbene Koordination gar nichts. Somit ist auch die mit dem Functional Training erworbene Koordination nicht in den Alltag übertragbar.

Ausdauer oder Kraft? Was soll da entwickelt werden? Denn Ausdauertraining unmittelbar vor, nach, oder während dem Krafttraining hebt den Effekt des Krafttrainings auf. Verletzungsgefahr besteht in hohem Masse bei schnellkräftigen, "explosiven" und dreidimensionalen Bewegungen.

Weniger - aber das Richtige: Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit - das ist alles, was mit Training erreicht werden kann. Muskelmasse, Knochensubstanz und Kapillaren - das sind die einzigen Substrate, die das Training erzeugen kann.

Somit geht es doch darum, herauszufinden, mit welchen Methoden diese Resultate am effizientesten erzielt werden können. Forschung in dieser Richtung würde "Experten" und Sportwissenschaftlern besser anstehen, als sich jedem "Trend", und sei er noch so unsinnig, anzudienen um ihm gegen Bezahlung den Anschein wissenschaftlicher Evidenz zu geben.


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